Das Tabu-Thema weiter in die Öffentlichkeit tragen

Beim 12. Rellinger Fachgespräch zum Thema Häusliche Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder ging es um Informationen, Erfahrungen und Kooperationen. Schwerpunkt Istanbul-Konvention.
Häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder ist noch immer ein Tabu-Thema. Aber es ist präsent. Jederzeit, an jedem Ort – und das auch in Rellingen. Im Jahr 2014 waren es 22 Prozent der Frauen in Deutschland im Alter zwischen 16 und 74 Jahren, die von Gewalt betroffen waren, berichtete Yvette Karro – Koordinatorin beim Kooperations- und Interventionskonzept Schleswig-Holstein – den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 12. Fachgesprächs Häusliche Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder, zu dem Rellingens Gleichstellungs- und Familienbeauftragte Dorathea Beckmann geladen hatte. Zwei Drittel der gewaltbetroffenen Frauen würden nicht zur Polizei oder in andere Hilfeeinrichtungen gehen, berichtete Karro weiter.
Unter den Oberbegriffen Informationen, Erfahrungen und Kooperationen ging es bei den Abgesandten der Verwaltung, der Schulsozialarbeit, der Kirchengemeinde, der Ortsjugendpflege, der Polizei, des Freiwilligenforums und der AWO-Suchthilfe vor allem um die Umsetzung der Istanbul-Konvention, die seit dem 1. Februar 2018 auch in Deutschland in Kraft ist. In der Präambel dieser Konvention heißt es: „Gewalt gegen Frauen ist der Ausdruck historisch gewachsener ungleicher Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern, die zur Beherrschung und Diskriminierung der Frau durch den Mann und zur Verhinderung der vollständigen Gleichstellung der Frau geführt haben. Die Verwirklichung der rechtlichen und der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein wesentliches Element der Verhütung von Gewalt gegen Frauen.“
Als ein zentraler Punkt wurde herausgearbeitet, dass unbedingt Wohnraum für von Gewalt betroffenen Frauen geschaffen werden muss – auch wenn sich die Umsetzung nicht einfach gestaltet. Auf dem Weg ist Rellingen, was die Entwicklung eines Gewaltschutzkonzepts für die Gemeinde angeht. An den Schulen werden von der Schulsozialarbeit und der Lehrerschaft die ersten Pflöcke eingeschlagen.
„Wir haben als Gesellschaft noch einige Hausaufgaben zu machen“, sagte Bürgermeister Marc Trampe. Das Thema Gewalt müsse stärker in der Öffentlichkeit präsent sein und enttabuisiert werden. Trampe kündigte an, die Anregungen mit in die Verwaltungsleiterkonferenz des Kreises Pinneberg zu nehmen. „Wichtig ist auch, dass die Informationen und Erfahrungen in die Netzwerke der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingespeist werden“, sagte Dorathea Beckmann. ©Flomm/kommunikateam
- Unter der Telefonnummer 08000 116 016 finden betroffene Frauen Hilfe